Unter Vollwerternährung versteht man ein Ernährungskonzept, das frischen und unverarbeiteten Lebensmitteln und Vollkornprodukten den Vorzug gibt. Die Vollwerternährung setzt eine hohe Qualität der Lebensmittel sowie eine bessere ökologische, soziale und wirtschaftliche Verträglichkeit voraus. Die pflanzliche Vollwerternährung strebt eine rein vegane Ernährung an.
Geschichte
Der Begriff Vollwertkost wurde erst 1942 von dem nationalsozialistischen Wissenschaftler Werner Kollath eingeführt. Entwickelt wurde das Prinzip bereits Ende des 19. Jahrhunderts, unter dem Einfluss der Naturheilkunde und der Lebensreformbewegung. Die Überzeugung der meisten Lebensreformer um 1900 war, dass sich ein großer Teil der Menschen völlig falsch und damit ungesund ernährt.
Werner Kollath (1892-1970) stand in Kontakt mit Bircher-Benner und veröffentlichte in dessen Zeitschrift Der Wendepunkt. Im Jahr 1942 veröffentlichte er sein Hauptwerk Die Ordnung unserer Nahrung. Darin verwendet er den Begriff Vollwertkost für eine Ernährung, die „alles enthält, was der Organismus zu seiner Erhaltung braucht“.
Nach 1945 und bis in die 1960er Jahre hinein gab es in Deutschland wenig Interesse an speziellen Ernährungsphilosophien. Erst in den 1970er Jahren wurde die gesunde Ernährung wieder zum Thema in der öffentlichen Diskussion. Max Otto Bruker (1909-2001) entwickelte eine Ernährungslehre, die er ab 1966 als vitalstoffreiche Vollwertkost bezeichnete.
Vollwertkost
Werner Kollath hat in seinem Buch Die Ordnung unserer Nahrung das Ernährungskonzept der Vollwertkost eingeführt. Der Grundgedanke ist das Postulat, dass Lebensmittel umso wertvoller und gesünder sind, je weniger sie verarbeitet sind. Nach seiner Theorie enthalten nur möglichst unbehandelte Lebensmittel ausreichend essentielle Inhaltsstoffe.
Viele Lebensmittel, wie Kartoffeln, Hülsenfrüchte und Reis, sind nur in gekochtem Zustand genießbar. Der Anteil an „Rohkost“ sagt also nichts darüber aus, inwieweit eine Ernährung gesund ist. Die von Kollath vorgenommene Einteilung der Lebensmittel in sechs Wertstufen ist nicht immer nachvollziehbar. So gilt beispielsweise Muskelfleisch als hitzebehandelt (Wertstufe 4), während Innereien als isolierte Stoffe eingestuft werden (Wertstufe 6).
Vollwertige Ernährung
Die DGE wurde 1953 mit dem Ziel gegründet, „die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Bevölkerung durch Anleitung zu richtiger und vollwertiger Ernährung zu erhalten und zu steigern“. Der Schwerpunkt der Vollwerternährung liegt auf Getreideprodukten, Kartoffeln, Hülsenfrüchten, Gemüse und Obst. Rohkost wird als besonders wertvoll angesehen. Fleisch sollte nicht täglich verzehrt werden, Fisch ein- bis zweimal pro Woche, Wurst und Eier nur selten.
Vollwerternährung
Der Begriff „Vollwerternährung“ wurde erstmals in den 1950er Jahren von der IVG verwendet, die bereits Aspekte der Ökologie einbezog. Das heute gültige Konzept der Vollwerternährung geht auf die Ernährungswissenschaftler Claus Leitzmann, Karl von Koerber und Thomas Männle zurück.